Winterschlaf – wie die dunkle Jahreszeit unseren Schlaf beeinflusst
Die Frühjahrsmüdigkeit ist uns allen ein Begriff, doch dass auch der Winter einen beträchtlichen Einfluss auf unser Schlafverhalten und unsere nächtliche Regeneration hat, dürfte den wenigsten bekannt sein. Tatsächlich sorgt die sogenannte Wintermüdigkeit dafür, dass sich unser Körper trotz verhältnismäßig mehr Schlaf schlechter erholen kann. Doch woran genau liegt das?
Erhöhter Schlafbedarf – im Winter 30 Minuten länger
Das typische Winterszenario ist folgendes: Am Tag sind wir ständig müde und in der Nacht sind wir gefühlt immer wieder wach. Dabei schlafen die Deutschen laut einer Studie der Berliner Charité im Winter durchschnittlich eine halbe Stunde länger als im Rest des Jahres. Doch leider führt diese halbe Stunde mehr an Schlaf nicht automatisch auch gleich zu mehr Erholung.
Das Gegenteil ist der Fall: Viele Menschen werden tagsüber nicht richtig wach und sind dennoch abends nicht müde. Die Erklärung hierfür liegt im winterlichen Tagesrhythmus mit kurzen Tagen, langen Nächten und fehlendem Tageslicht. Wenn es draußen früher dunkel wird, gehen viele früher ins Bett, obwohl sie vielleicht gar nicht müde genug sind.
Die meisten Menschen besitzen einen natürlichen 24-Stunden-Rhythmus, auch innere Uhr genannt, der durch die kürzeren Tageslichtphasen und längeren Dunkelperioden gestört wird und sich verschiebt. Unserem natürlichen Rhythmus im Winter zu folgen, wäre die erholsamste Lösung, doch in der Regel hindern uns feste Arbeitszeiten und ein Alltag voller Termine daran, nach unserer inneren Uhr zu leben. Künstliche Lichtquellen tun ihr Übriges, um uns ein Leben gegen die innere Uhr zu ermöglichen.
Melatonin – Ursache und Wirkung von weniger Sonnenlicht
Das Hormon Melatonin hat einen wesentlichen Einfluss auf unser Schlafverhalten. Das Schlafhormon steuert unseren körpereigenen Wach- und Schlafrhythmus. Dämmerung und Dunkelheit fördern die Melatoninproduktion in unserem Gehirn, während Licht die Synthese hemmt.
Im Winter, der dunklen Jahreszeit mit häufigem Dämmerlicht und langen Nächten, schüttet der Körper auch am Tag vermehrt Melatonin aus. Deshalb wird man im Winter oft erst am Vormittag richtig munter, nachdem die Sonne richtig aufgegangen ist, und schon am Nachmittag wieder müde, wenn das Tageslicht wieder schwindet.
Dieser Teufelskreis ist die Ursache für die Wintermüdigkeit, da man tagsüber nicht richtig wach wird und in der Nacht dennoch nicht wirklich schläfrig ist. Die Folge: Die Erholung im Schlaf bleibt aus. Man fühlt sich tagsüber müde, ist unkonzentriert und weniger leistungsfähig. Auch Anspannung, innere Unruhe und Nervosität können die Folge sein. Unter Umständen werden die alltäglichen Anforderungen mehr und mehr zur Belastung.
Winter – Dunkelheit fördert Müdigkeit und Winterdepression
Dass ein dunkler und grauer Winter auf das Gemüt schlagen kann, hat sicherlich jeder schon einmal erlebt. Es ist dunkel, wenn man das Haus verlässt und ebenfalls, wenn man nach Hause kommt. Die kurzen Tage und das graue, trübe Wetter sorgen nicht nur für anhaltende Müdigkeit, auch depressive Stimmungen kommen im Winter häufiger vor. Man fühlt sich antriebslos und ohne Energie, ist besonders müde und hat oftmals ein vermehrtes Verlangen nach Süßem.
Die vermehrte Melatoninproduktion in der kalten und dunklen Jahreszeit sorgt nicht nur für eine auch tagsüber auftretende starke Müdigkeit. Bei der Melantoninsynthese wird im Körper das Glückshormon Serotonin abgebaut. Der Serotoninspiegel sinkt, was eine Winterdepression oder den sogenannten Winterblues zur Folge haben kann.
Doch wir haben eine gute Nachricht: Im Frühling wird alles besser. Mit dem Längerwerden der Tage, der damit einhergehenden Zunahme von Tageslicht und Sonnenstunden enden Winterdepression und Dauermüdigkeit in der Regel.